1. Dezember 2012

Wichtels Adventsgeschichte zum 1. Dezember



Der Wichtel und die Heilige Apollonia



Auch Wichtel haben es manchmal schwer! Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich am liebsten gar nicht aufgestanden wäre. Doch ich musste! Meine Zahnschmerzen waren schon früh am Morgen einfach unerträglich, also erhob ich mich von meinem Moosbett und wankte in Richtung einer Zahnarztpraxis. »Heilige Apollonia, steh mir bei!«, stöhnte ich gequält, als das Wichtelmädchen am Tresen mir eine ziemlich hohe Wartenummer gab. Das würde noch eine Weile dauern, bis der Doktor mir endlich den Zahn ziehen würde, der mich schon tagelang ärgerte.



»Ich bin auch selber schuld!«, schimpfte ich auf dem Weg ins Wartezimmer. »Was muss ich mich auch immer mit Zuckerzeug vollstopfen!« Ob der Doktor eine ähnlich fiese Zange verwenden würde wie die, mit der Apollonia als Schutzheilige der Zahnärzte immer hantiert? Apollonia würde mir den letzten Nerv ziehen, heilig oder nicht!, so viel war klar!



Zum Glück hatte ich zur Ablenkung ein Buch mitgenommen. Nach der Lektüre des eher schwachbrüstigen Werkes mit irgendeinem weinenden Adler von einem unbekannten Autor verlangte mich nach etwas Richtigem! Ein wenig handfeste Lektüre für das Wartezimmer konnte schließlich nie schaden. Also dachte ich nicht mehr an Apollonia und vergaß zumindest zeitweise auch fast meine Schmerzen, als ich den neuen Krimi von Tuna von Blumenstein aufschlug: »Mord in Genf«!, das versprach ja spannend zu werden! Ob es dabei um genau den Fall gehen würde …? Diesen einen Fall, der neben dem Mord an Kaiserin Sissi auf ewig mit der schönen Stadt am Genfer See in Verbindung gebracht werden wird?

Ich schlug das Buch auf und hatte gerade die ersten Seiten gelesen, als meine Nummer aufgerufen wurde. War wohl doch schneller gegangen heute. »Heilige Apollonia, steh mir bei!«, wisperte ich, mich schlagartig an den Grund meines Besuchs erinnernd. Schnell steckte ich das Buch wieder ein und begab mich auf zitternden Beinen in Richtung Behandlungszimmer. Das Buch würde ich heute Abend in Ruhe genießen, ganz ohne Zahnweh und ohne Gedanken an die Heilige Apollonia ...

Mord in Genf



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