11. Dezember 2012

Schöne Winterzeit im Garten Picker

Wichtels Adventsgeschichte
zum 11. Dezember


Der bekiffte Troll

Die Wichtelfrauen hatten sich an einem Sommertag auf dem kleinen Marktplatz versammelt und gingen ihren Handarbeiten nach.
»Uiii, der Wind dreht auf Süd/Südwest!« 
Die Wichtelinnen hielten ihre Näschen in den Sommerwind und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ein unangenehmer Geruch die Dorfgemeinschaft erreichte.

Es stank nach Troll, ein Geruch, der den zarten Wichteln äußerst zuwider ist.
»Hmmm«, bemerkte die Kräuterwichtelin, die zu Gast in der Gemeinschaft war, »Hmmm, das stinkt nicht nur nach Troll, da hat sich noch etwas anderes untergemischt!«

Die Wichtelfrauen packten ihre Nähsachen ein und beschlossen, in ihren Wohnungen Fenster und Türen zu schließen.
»Hoffentlich dreht der Wind bald wieder, das ist ja nicht auszuhalten!«
Unter Protest zerstreute sich die Gruppe. 

Die Kräuterwichtelin beschloss aber, der Sache auf den Grund zu gehen. Für Wichtel ist es nicht ganz ungefährlich, sich in die Nähe von Trollbehausungen zu begeben. Zwei mutige Wichtelmänner fanden sich bereit, die weise Wichtelin auf ihrem riskanten Ausflug zu begleiten.

Der kleine Spähtrupp erreichte schnell die Trollbehausung, brauchten die Wichtel doch nur dem Gestank entgegen zu gehen, der immer unerträglicher wurde.

Vor seiner Bleibe, inmitten von Müll und Unrat, saß der Troll. Er hatte sich einen Wichtelschlüpfer über den Kopf gezogen, von seinen Augen waren nur kleine Schlitze zu sehen. Umgeben war er von einer Rauchwolke. Er hatte sich aus einer Plastikflasche eine Pfeife gebaut und qualmte, was das Zeug hielt.

»Aha!«, raunte die Kräuterwichtelin.   
»Pssssst!«, entgegnete einer der Wichtel und hielt sich den ausgestreckten Finger vor den Mund, um die weise Frau von weiteren Äußerungen abzuhalten. Doch die machte nur eine abwertende Handbewegung:
»Keine Angst, der hört uns nicht. Dieser Troll ist in Kiffers Heaven!«
»Wo ist der Troll?« 
»Der hat sich in eine andere Welt geraucht!«, antwortete die weise Frau und trat noch ein paar Schritte näher an die Behausung heran. Vorsichtig folgte ihr der Begleitschutz.

Da entdeckte der Troll die Wichtel.
»Ahhh, Besuch ist da! Meine Freunde aus dem Wichtelreich! Kommt doch näher ihr Lieben!«
Die Wichtelmänner erschraken.
»Lasst uns machen, dass wir hier wegkommen, der Troll will uns in eine Falle locken!« 
Die Kräuterwichtelin aber winkte ab.
»Der ist jenseits von Gut und Böse. Vor dem braucht sich kein Wichtel zu fürchten!«

Und richtig, der Troll war überaus fröhlich und vor allem gesprächig. 
»Hört ihr Wichtel! Trolli ist bald reeeiiich! Trolli hat ein feines Buch geklaut!«
»Aubacke!«, raunte einer der Wichtel, »Nicht schon wieder! Das letzte Mal hat er die Schlüpfer unserer Frauen geklaut. Die scheinen ihm auch keinen Wohlstand gebracht zu haben. Was wird es denn diesmal sein, was ihm Reichtum verspricht?«

»Hmmm …«, überlegte die Kräuterwichtelin, » … ich tippe auf verbotene Substanzen, schaut doch mal, was er da an seinen Wäscheleinen hängen hat!«
Und richtig, um die Behausung herum waren Leinen gespannt, an denen Blätter im Wind trockneten. 
»Nie im Leben ist der Troll unter die Hanfbauern gegangen. Der wird die Pflanze irgendwo gefunden haben! Kommt, wir machen uns auf den Weg Richtung Menschensiedlung, vielleicht finden wir dort die Lösung!«

Und richtig, als die Wichtel den Feldweg erreichten, der den Wald von dem angrenzenden Maisfeld trennte, sahen sie einen Menschen vor einem Blumentopf kauern.
»Ist das ein Menschentroll?«, fragte leise einer der Wichtel. Die weise Frau schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein, das ist ein Kiffer!«
»Aha! Der scheint aber nicht im Heaven zu sein!«
Der Mensch machte einen erbärmlichen Eindruck. Er weinte und klagte, wischte sich den Schnodder mit den Ärmeln seines verschmutzten Pullover ab und heulte: »Gepflegt und gehegt habe ich mein Baby und kurz vor der Ernte das! Buuhhh huuuhuuu!«

Dabei betrachtete er den Stengel einer Pflanze, die ihrer Blätter beraubt schien. Dann stand er auf und gab dem Blumentopf einen wütenden Tritt. »Aua aua! Buuhhh huuuhhhuuu!« Humpelnd zog der Mensch von dannen.

Fragend sahen die Wichtel die Kräuterwichtelin an. Diese erklärte ihren Freunden: »Er wird die Pflanze im Maisfeld versteckt haben. Der Troll hat sie entdeckt und die Ernte eingefahren. Dumm gelaufen. Das sind verbotene Substanzen!«, und mit ernstem Blick mahnte sie: »Ob Mensch oder Troll, wen diese Pflanze nicht blöd macht, den macht sie doof! Also lasst die Finger von den Drogen!«

Der Troll saß immer noch an Ort und Stelle, als die Wichtel auf dem Rückweg an ihm vorbeikamen.
»Trolli wird bald reeeiich sein! Feines Buch hat Trolli geklaut!«

»Ich wusste nicht, dass Trolle lesen können!«, wunderte sich einer der Wichtel.
»Können sie auch nicht. Zumindest verstehen sie nicht die Bedeutung des Geschriebenen. Auf den Markt wird er das Zeug jedenfalls nicht tragen. Das wird er selbst verqualmen!«

»Dann gibt es für uns nur eine Rettung!«, folgerte ein Wichtel, »Wir können nur hoffen, dass der Wind dreht!«

Mit einem dumpfen Lächeln um die Mundwinkel lehnte sich der Troll an ein Buch und stotternd buchstabierte er den Titel: »hexenhausgeflüster: Ein modernes Märchen für Erwachsene «



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