13. Dezember 2012

Schöne Winterzeit im Garten Picker

Wichtels Adventsgeschichte
zum 13. Dezember


Der einsame Troll

Es war Zeit, Vorräte für den Winter zu sammeln. Die Wichtel verbrachten den lieben langen Tag mit dem Sammeln von Bucheckern, Eicheln und weiteren Leckereien. Um ihre Arbeit überhaupt möglich zu machen, hatten sie sich aus Nussschalen und Blättern Gasmasken gebastelt. Diese trugen sie als Atemschutz vor den feinen Näschen. Denn der Gestank, der von dem Troll ausging, war unerträglich geworden.

Dieser hang vor seiner Behausung ab und vermüllte zunehmend. Sein Rauchwerk neigte sich dem Ende zu. Natürlich hatte er es nicht geschafft, die Blätter zum Markt zu tragen. Zwar nahm er es sich jeden Morgen vor, sein Bündel zu schnüren. Aber er konnte dann doch nicht der Versuchung widerstehen, einige Züge aus seiner Pfeife zu nehmen. Danach ging es ihm gut und er verschob den mühsamen Gang auf den nächsten Tag. So ging die Zeit ins Land. 

Mit Müh und Not schaffte er es hin und wieder, in den Nachtstunden die Menschensiedlung aufzusuchen. Der Hunger trieb ihn dorthin. Und, wie die Wichtel auf einer ihrer Erntegänge feststellen mussten, hatte er auch wieder ein Buch mitgehen lassen, das wohl ein Mensch auf der Terrasse vergessen hatte.

Der kleine Wichteltrupp beobachtete aus sicherer Entfernung den Troll. Dem Frieden war nicht zu trauen. Eine Veränderung muss in dem Troll vorgegangen sein. Er saß, mit einem Wichtelschlüpfer auf dem Kopf vor seiner Pfeife und jammerte vor sich hin.
»Trolli will nicht mehr reich werden. Trolli will einen Freund! Trolli ist soooo eiiinsaaaam!«
Sein Gejammer und Geheule konnte einen Stein erweichen.

Die Wichtel sahen sich fassungslos an.
»Was ist denn mit dem passiert?«, raunten sie sich zu.

»Das dürfte vermutlich an den verbotenen Substanzen liegen, die er sich täglich reinzieht. Die Kräuterwichtelin hatte es ja schon so vorausgesehen! Der versinkt ja im Selbstmitleid!«

Der Troll wurde des Jammerns nicht müde. 
»Die letzten Krümmel sind geraucht! Trolli muss Abschied nehmen! Trolli wandert aus nach World Wide Web. Trolli findet dort viieeeeläää  Freuuundääää! Hier ist alles doooof buuh huuuu …«

Die Wichtel spitzten ihre Öhrchen. Der Troll will auswandern? 
»Hast du verstanden, wohin der gehen will?« 
»Keine Ahnung, den Ort kenne ich nicht, aber lass uns ganz ruhig sein. Soll er ziehen wohin er will. Hauptsache er geht tatsächlich und überlegt es sich nicht anders.«

So lauerten die Wichtel, sicher versteckt hinter einem Baumstumpf, auf Trollis Aufbruch. Und tatsächlich. Der Troll schnürte sein Bündel, nahm noch mit großer Pose Abschied von seiner Müllhalde und schritt von dannen.

»World Wide Web habe ich noch nie gehört.«
»Hmmmm …«, antwortete der Wichtel, »das klingt irgendwie fremdländisch. Und es scheint dort von Trollen nur so zu wimmeln, also kommt dieses Land für uns Wichtel eh nicht infrage. Hast du deine Lupe dabei? Dann könnten wir ausspähen, was für ein Buch der Troll geklaut hat.«

Der angesprochene Wichtel kramte seine kleine Glasscherbe heraus, die er als Fernglas nutzen konnte, spähte damit in Richtung der verlassenen Trollbehausung und las dem anderen Wichtel vor: »ForenTroll: Ein modernes Märchen für Erwachsene «



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