14. Dezember 2012

Schöne Winterzeit im Garten Picker

Wichtels Adventsgeschichte
zum 14. Dezember

Wichtel liest Zeitung


Menschen sind bewundernswerte Geschöpfe, da sind wir Wichtel uns einig. Besonders die Art, wie sie miteinander umgehen, beeindruckt uns jeden Tag aufs Neue. Woher wir unser Wissen über Menschen haben? – Nun, immer mal wieder finden wir im Wald eine alte Zeitung, die ein Spaziergänger liegengelassen hat. Die schleppen wir dann mit vereinten Kräften zu unserem Dorf und lesen sie sehr aufmerksam.

Gestern war es mal wieder so weit. Polli, meine Tochter, kam hereingestürzt und verkündete aufgeregt, dass sie eine noch ziemlich neue Menschenzeitung gefunden habe. Ein besonders dickes Exemplar, für dessen Abtransport wir immerhin fünf Wichtelmänner brauchten. Doch die Mühe hat sich gelohnt: Was wir beim Lesen erfahren haben, bestätigte wieder einmal unser Bild vom Menschen als einer Spezies, deren Angehörige sich vorbildlich umeinander kümmern, wenn es sein muss auch jahrelang.

Besonders beeindruckend ist die Geschichte eines Mannes namens Gustl Mollath. Dieser Gustl scheint ein gefährlicher Mensch zu sein, da er zu viel über irgendwelche Betrügereien wirklich wichtiger Leute zu wissen scheint. Sein Wissen hätte die offenbar in ziemliche Schwierigkeiten bringen können, weshalb viele andere mächtige Menschen sich sofort und völlig selbstlos darum gekümmert haben, dass Gustl seine Geschichte nicht einfach so weitererzählen und damit die Welt unnötig in Aufregung versetzen kann. Einfach toll, wie die alle zusammengearbeitet haben, um ihre Mitbürger vor solchen Unannehmlichkeiten zu schützen und für Ruhe zu sorgen.

Und da Menschen grundsätzlich immer hilfsbereite, mitfühlende Wesen sind, genügt es ihnen nicht, nur den Bedrängten zu helfen: Sie helfen auch allen anderen. Sogar dem Gustl, dem ganz besonders. Die Hilfe für Menschen wie Gustl ist ausnehmend gut organisiert. Da gibt es Leute mit jeweils ganz bestimmten Aufgaben, die man an der Farbe ihrer Kleidung erkennt. Die in Weiß bestimmen, auf welche Art dem Gustl am besten zu helfen wäre und kümmern sich um alles Nötige. Die in Schwarz sind dazu da, dem Gustl die frohe Botschaft, dass ihm nun geholfen wird, offiziell zu verkünden. Und die in Grün sorgen dafür, dass der Gustl die Hilfe auch annimmt. Einfach toll, was die Menschen sich da ausgedacht haben!

Nun lebt der Gustl in einem Haus, das sie »Krankenhaus« nennen. Dort darf er sogar kostenlos wohnen, bis er wieder ganz gesund ist. Und damit er sich keine Sorgen über den Verbleib seiner Sachen machen muss, hat man ihm vorsichtshalber alles abgenommen, was er besaß. So kann er sich ganz aufs Gesundwerden konzentrieren und muss sich keine unnötigen Gedanken machen.

Die Helfer in Weiß opfern sich in diesem Krankenhaus Tag und Nacht auf, damit dem Gustl kein Leid geschieht. Das geht sogar so weit, dass sie den Gustl dreimal in jeder Nacht mit grellem Licht wecken, um zu sehen, ob es ihm auch gut geht. Und das seit sieben Jahren! Sie setzen alles daran, den Gustl von seiner Geschwätzigkeit zu heilen und dafür zu sorgen, dass der Gustl seinen inneren Frieden wiederfindet. Vorher, so sagen sie, werden sie ihn sicher nicht gehen lassen. Ist das nicht toll von den Menschen?

Gustls Geschichte gibt es zwar nicht als Buch, aber lesen kann man sie trotzdem, und zwar hier: 

http://www.gustl-for-help.de



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