16. Dezember 2012


Schöne Winterzeit im Garten Picker
Wichtels Adventsgeschichte
zum 16. Dezember

Gregor Grundlos der Taugenichts

Gregor Grundlos gehörte zu der Sorte Mensch, von dem Einheimische wussten, dass man sich besser fern von ihm hielt. Gregor war ein Taugenichts, der wo immer er aufschlug, nur Scherben hinterließ. Dennoch hatte die Natur ihn mit einem Talent bedacht. Er hatte mit seinem stillen, bescheidenen ja, gar schüchtern anmutendem Auftreten nach außen dafür gesorgt, dass jeder mit ihm Mitleid haben musste, der ein Herz besaß. Wenngleich man immer das Gefühl hatte, dass irgendein dunkles Geheimnis ihn umhüllte. Gregor besaß außer seiner Nichtsnutzigkeit noch eine weitere Gabe. Er schaffte es, Unrecht auf eine Art und Weise so zu begehen, dass er niemals als Täter in Verdacht geriet, wohl aber Menschen, die er vorab ausgesucht hatte und die er glauben gemacht hatte, dass sie seine Freunde seien.

Gregor hatte als Kind wenig Zeit in der Schule verbracht, als Jugendlicher zwei Lehrstellen verwüstet und sich danach in der Welt herumgetrieben und Kinder gezeugt, die keiner kennt oder zählen mag. Eines Tages jedoch hatte er eine Frau geschwängert, der er nicht einfach so aufgeben wollte. Das hatte einen guten Grund: Die Frau hatte tiefes Mitleid mit ihm und bot Gregor ein großes Haus, ausreichend Taschengeld und ein Leben, in dem er größtenteils tun und lassen konnte, was er wollte, ohne arbeiten zu müssen. Und sie erfüllte Gregor seinen größten Wunsch: Sie kaufte ihm ein großes, teures Motorrad, ließ es auf ihren Namen zu und bezahlte ihm Versicherung, Steuern und Benzin.

Als Gregor nach einem Jahr das Gefühl bekam, sein Motorrad wäre nicht mehr das Modell, das zu ihm passen könnte, fuhr er auf ihm bis an die Hafenmole und betrachtete lange schweigend und rauchend den Horizont.

Es war längst dunkel geworden, als er zu Fuß wieder zu Hause ankam. Er erzählte seiner Frau, dass sein Motorrad während seines Spaziergangs am Hafen abhanden gekommen war und er den weiten Weg nach Hause zu Fuß bewältigt hatte.
Seine Frau erstattete nach bestem Wissen und Gewissen Anzeige gegen 'Unbekannt' bei der Polizei und meldete der Versicherung den Diebstahl. Wie gut, dass sie die volle Versicherung gewählt hatte. So bekam sie das Geld für ein neuwertiges Motorrad erstattet, das Gregor dankbar annahm und sich ein neueres Model dafür kaufte.

Wenige Monate später erwarb Gregor sich in entsprechenden Kreisen den Ruf eines begehrten Kumpels, vor allem dort, wo für ein bestimmtes Motorradmodell dringend Ersatzteile gebraucht wurden, die im Normalfall im Ausland bestellt werden mussten und auf die man oft Wochen und Monate warten musste. Gregor kannte für dieses Modell zufällig immer jemanden, der ein solches Teil noch im Keller oder auf dem Dachboden oder sonstwo liegen hatte, und den er gegen einen Freundschaftspreis bitten wollte, es zu verkaufen. So verteilten sich m Laufe weniger Monate die Einzelteile eines Motorrades bis hin zur letzten Schraube, von denen niemand ahnte, dass sie zusammen ein komplettes fast neuwertiges Bike ergeben hätten.

Natürlich wurde die ganze Sache von den Wichteln bis heute keinem Menschenohr zugetragen und soll auch hier bitte unter uns bleiben. Denn die Strafe für den Versicherungsbetrug würde natürlich die gutmütige Frau Gregors bekommen, war sie doch die Halterin des Fahrzeugs. In Wichtelkreisen allerdings ist so manches mehr bekannt, als Menschen ahnen. Denn Wichtel sind so geschickt und klein, dass man ihre Anwesenheit an menschlichen Orten nicht bemerkt. Viele Ungerechtigkeiten dieser Welt sind für immer in ihren Herzen verschlossen, doch das eine oder andere, möchten sie den Menschen mitteilen. Vor allem, wenn es darum geht, bösen Mächten das Handwerk zu legen.

Deshalb hat der Adventswichtel von Ein-Buch-lesen, einen Buchtipp speziell für Frauen, die sich einen fiesen Gregor eingefangen haben. Ein bittersüßes Praliné, das garantiert schmeckt und nicht auf die Hüften schlägt.





Zurück zu #News #Literatur #Kunst 
oder »Ein Buch lesen!«