19. Dezember 2012


Schöne Winterzeit im Garten Picker
Wichtels Adventsgeschichte
zum 19. Dezember


Wichtelkind und das wahre Weihnachtsverständnis

Wichtel sind, so glauben viele, kleine Wesen ohne menschliche Schwächen. Gewiss, Wichtelchen leben genügsam und betreiben keine Völlerei. Sie naschen aber auch manchmal gerne. 

Über die großen Menschen wundern sie sich oft sehr. Spöttisch heißt es über Menschen: Die Menschen seien so groß, weil sie so gefräßig sind und alles verschlingen, was sie sich auch noch in den Mund stopfen können. Andere Wichtel meinen, es liege am menschlichen Neid. Diese Frage wird in Wichtelkreisen seit Jahrhunderten diskutiert. Unzählige Doktorarbeiten wurden schon geschrieben. Einmal soll sogar ein Wichtel die Arbeit eines anderen abgeschrieben haben, das aber kann nicht stimmen. So sind Wichtel nun einmal nicht. So sind nur Menschen!

„Die Menschen gönnen sich untereinander nichts ... dann blasen sie sich empört auf vor Neid ... und werden deshalb so riesig!“, meine unlängst das Schneiderwichtelchen. „Was für ein Unsinn!“, antwortete Bäckerwichteline. „Sicher, die Menschen sind sehr neidisch auf andere. Das führt dazu, dass sie ganz grün werden im Gesicht und überall. Deshalb legen sie sich stundenlang in die pralle Sonne, damit sie richtig braun werden. Dann sieht man die grüne Hautfarbe nicht mehr!“ Opa Wichtel war sich da ganz und gar nicht sicher. „Ich glaube, es liegt an der Prahlerei der Menschen. Sie prahlen und blasen sich auf ... und wachsen in die Höhe!“

Der Lehrerwichtel hatte wieder eine vollkommen andere Theorie. „Die Menschen gönnen einander nicht die Luft zum Atmen. Deshalb atmen sie so wenig wie möglich Luft aus, halten die Luft an. Das erhöht den Innendruck der Menschen ... im Vergleich zum Außendruck. Das hat dann natürlich zur Folge, dass sie immer größer werden. Weil es zu wenige Gegendruck von außen gibt, blähen sie sich förmlich auf.“

Während im Hause Wichtel eine kleine Gruppe über die Besonderheiten der Menschen im Allgemeinen und den Riesenwuchs derselben diskutierten, bekam Kleinwichteline Hunger auf Plätzchen. Sie spürte, dass die erwachsenen Wichtel nicht auf sie achteten, weil sie zu heftig diskutierten. Schon krabbelte sie los, in die Speisekammerhöhle und holte sich die große Dose mit den Weihnachtsplätzchen vom Regal.

Die war so schwer, dass sie dem kleinen Wichtelchen entglitt und scheppernd zu Boden fiel. Schon standen alle erwachsenen Wichtel um Kleinwichteline herum, sahen sie streng an. „Ich hatte halt so großen Hunger auf Plätzchen!“, sagte das kleine Wichtelkind. „Die Plätzchen sind für den Heiligen Abend bestimmt!“, mahnte der Lehrerwichtel.

Da wurde das kleine Wichtelchen noch kleiner. „Und überhaupt! Sei doch froh, dass du am Heiligen Abend so gute Plätzchen bekommen wirst!“, dozierte der Lehrerwichtel, der gern lange Moralpredigten hält. „Denke an Familie Amsel! Die müssen jetzt hungern bei dem Wetter und bekommen am Heiligen Abend keine Plätzchen!“

Eine dicke Träne nach der anderen rollte über die Wangen des Findelkindes. Es wollte gar keine Plätzchen mehr essen. „Willst du dich also bessern?“, fragte der Lehrerwichtel nach. „Ich will meine Weihnachtsplätzchen gar nicht haben am Heiligen Abend! Ich möchte, dass die Familie Amsel die Plätzchen bekommt!“ Mutter Wichtel wurde vor Rührung ganz verlegen.

„Dann stellen wir die Keksdose wieder ins Regal. Und am Heiligen Abend kannst du der Familie Amsel einige Plätzchen bringen!“, schlug der Lehrerwichtel vor. „Nein!“, sagte da ganz energisch das Wichtelkind. „So lange warte ich nicht. Ich werde nicht erst am Heiligen Abend der Familie Amsel einige Plätzchen spendieren ... Ich bringe jetzt die ganze Dose hin. Wenn die Amseln jetzt Hunger haben, sollen sie sich schon heute an den Plätzchen satt essen!“

Da schämte sich der Leherwichtel, weil er so streng gesprochen hatte. „Ja!“, sagte der Lehrerwichtel. „Bringen wir den Amseln jetzt das Backwerk!“ 

Angeblich erschien dann in diesem Augenblick ein Engel. „Wichtelkind!“, soll er gesagt haben. „Du hast die Weihnachtsbotschaft wirklich verstanden! Wenn es nur mehr Wichtel wie dich geben würde, von den Menschen ganz zu schweigen!“ Ob das mit dem Engel stimmt? Ich weiß es nicht. Aber ich schließe mich seinen Worten an.

Weihnachten, das ist Nächstenliebe. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit! Ob mit, oder ob ohne Plätzchen!




Zurück zu #News #Literatur #Kunst 
oder »Ein Buch lesen!«