22. Dezember 2012


Wichtels Adventsgeschichte
zum 22. Dezember


Ein Weihnachtswunder vor der Zeit ...

In alten Wichtelbüchern wird eine schöne Geschichte erzählt. Manche Wichtel, besonders jüngere, zweifeln am Wahrheitsgehalt des „Märchens“. Andere, besonders ältere, behaupten,  dass die Urgroßväter noch Wichtel gekannt hätten, die die Wahrheit der Geschichte bestätigen konnten ...

Eines Tages, kurz vor der Weihnacht, lag ein Wichtelkind sterbenskrank danieder. Sein einziger Wunsch war, noch einmal das Weihnachtsfest mit den Eltern und Geschwistern erleben und feiern zu können.

Je näher aber die Weihnacht rückte, umso kränker wurde das Wichtelkind. Der Wichteldoktor war verzweifelt. „Da hilft keine Medizin mehr ...“, raunte er den weinenden Wichteleltern zu. „Der kleine  Wichtel wird wohl nicht mehr so lange leben ...“

Da hatten die Geschwisterchen des kranken Wichtels eine Idee: „Dann feiern wir eben früher Weihnachten.“ Leider spielte das Wetter nicht mit ... Es wurde wärmer, der Schnee schmolz. Und das Wichtelkind verfiel schon manchmal in einen seltsamen Dämmerzustand. Endlich waren auch die Wichteleltern einverstanden, für ihr krankes Kind die Weihnacht vorzuverlegen.

Das älteste Wichtelkind trat ans Krankenbett des kleinen Geschwisterchens. „Es ist Heiliger Abend!“ Mit vereinten Kräften rückten sie die Liegestatt ans Fenster. Vom Balkon darüber schüttelten die Wichteleltern tüchtig die Kissen ... und ließen winzig kleine Federn zu Boden schweben. „Siehst du, es schneit!“, sagten die Geschwister zu ihrem kleinen Brüderchen. Der kleine Wichtel nickte. „Ich sehe es ...“ Und seine Augen leuchteten mit dem Weihnachtsstern im kleinen Wohnzimmer um die Wette.

Dann sangen alle Weihnachtslieder ... und konnten nur mit Mühe das Weinen unterdrücken. So manche leise Träne kullerte ... aber die Augen des Wichtelchens leuchteten. Dann gab es Bescherung und Holunderblütentorte, wie immer zum Heiligen Abend. Erschöpft schloss das Wichtelkind seine Augen. „Jetzt kann ich ruhig sterben!“, soll es geflüstert haben. „Dass ich die Weihnacht noch einmal erleben durfte ... Jetzt aber bin ich müde.“ Es schloss dankbar die kleinen Augen.

Alle weinten, manche sprachen ein stilles Gebet. Im Himmel droben, so steht es in den alten Wichtelbüchern, saßen die Engel beisammen. Ein Glöckchen läutete. Die Engelchen öffneten ein Himmelsfenster und blickten hinab zur Erde. Sie sahen ein helles Licht empor steigen, begleitet von leiser, wunderschöner Musik. 

Und das war ein Gebet, das aus Herzen der Liebe kam. Die Engelchen verstanden es natürlich sofort. Ja, sie verstanden die Bitte, die da zum Himmel herauf geschwebt kam. Und so wurde dann der Wunsch erfüllt, den einige Wichtel vorgetragen hatten.

Das Wichtelkind ... wurde wie durch ein Wunder ...  gesund. Der Wichteldoktor stand vor einem Rätsel. „Meine Medizin kann das nicht bewirkt haben!“, staunte er. „Da bin ich mit meinem Latein am Ende!“

Aber das Wichtelkind genas und wurde viele Jahrhunderte alt. Wichtel leben nämlich manchmal sehr lange. Und immer wieder erzählte das einstige Wichtelkind die Geschichte seiner Genesung. Es heißt, dass der Wichtel, hochbetagt, die schöne Geschichte selbst einem Sammler von Wichtelmärchen erzählt haben, einem gewissen Wichtelgrimm. 

Und so soll es geschehen sein, dass die Geschichte von der vorverlegten Weihnacht in die Wichtelbücher kam ... und seither wird sie emsig gelesen. Besonders zur Weihnacht. Die Menschen sollten ruhig öfter mal in Wichtelbüchern lesen ... und nicht die Nase rümpfen.

Wenn ihr mich fragt, ob die Geschichte wahr ist, dann gibt es keinen Zweifel in meinem Herzen! Sie ist wahr, so wahr wie die Liebe. Und auch wenn viele Menschen das vergessen haben ... die Liebe kann Wunder bewirken.

Nicht nur zur Weihnachtszeit! 



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