9. Dezember 2012

Schöne Winterzeit im Garten Picker

Wichtels Adventsgeschichte
zum 9. Dezember


Wichtelerotik und Beziehungsstress

Wichtel sind an sich friedfertige Waldbewohner.
Treten Unstimmigkeiten auf, werden diese für Gewöhnlich innerhalb der Gemeinschaft besprochen und bereinigt. »Einer für alle – alle für einen!«, dürfte für den Umgang miteinander gelten. Aber es kann auch vorkommen, dass diese Harmonie gestört wird. Wie könnte es anders sein: Bedingt durch Beziehungsstress, wie uns folgende Geschichte erzählen will. Es hat sich übrigens tatsächlich so und nicht anders ereignet …

Es war an einem lauen Frühsommertag, als ein sonst fleißiger und braver Wichtelmann mit den Bucheckernvorräten Frau und Kind verließ, um mit einer Wichtelin aus einem Nachbarort durchzubrennen. Susa hieß das liederliche Wichtelfrauenzimmer, das ihrerseits einen braven und fleißigen Wichtelmann verlassen hat. Nicht ohne ihn vorher um seine Vorräte zu bringen, die Susa für Tüntelkram eingetauscht hatte. So stand auch der gehörnte Gatte vor dem Nichts.

Die Verlassene trauerte laut und beständig. Saß dabei vor ihrer Behausung und klagte, dass es durch Mark und Bein ging. Mehr oder weniger hilflos stand die Gemeinschaft um die Trauende herum und versuchte sich in tröstenden Worten. 
»Na ja, Susa hat aber auch ein paar Hupen …« 
Unwirsch unterbrach eine Wichtelin ihren Mann: »Du hast dieser Person auf die Hupen geschaut? Schämst du dich nicht?«
Der Angesprochene gab kleinlaut zu: »Die sind ja nicht zu übersehen!«
»Ich habe auch schöne Huuuu päään!«, klagte die Verlassene.

»Ja, hast du und deine sind auch echt! Wie dumm seid ihr Wichtelmänner eigentlich?«, laut mischte sich die Kräuterwichtelin ein. Sie war zu Besuch in dem Ort und galt als weise Frau.
Diese Äußerung machte alle neugierig und so informierte die weise Wichtelin die Gemeinschaft.
»Aus zuverlässigen Kreisen weiß ich, dass Susa bei einem Quaksalbertroll war und sich gegen eine große Menge Eicheln und Bucheckern die Hupen mit Gerstensplitt hat unterlegen lassen!«

Entsetzen machte sich breit, selbst die Verlassene verstummte in ihrer Klage.
»Sie war tatsächlich bei einem Troll? Wie tief kann eine Wichtelin sinken?«
Die weise Wichtelin konnte mit noch mehr Informationen dienen. Der Quaksalbertroll hatte sich eine goldene Nase an Susa verdient, verwendete aber minderwertige Gerste.
»Spätestens im Herbst wird es gewaltig in Susas Hupen gären, worauf ihr einen lassen könnt …«
»Haben wir schon!«, tönte es als Antwort im Chor der Wichtel.

»Dann wird es nicht lange dauern, bis du deinen Mann wieder in die Arme schließen kannst.«
Jede Dorfgemeinschaft beherbergt auch einen Trottel. Dessen naive Äußerung ging umgehend im Protestgeschrei der Wichtelinnen unter. »Einen solchen Fremdgänger will keine Wichtelin, die auf sich hält, kaputt über dem Zaun hängen haben!«, die resolute Kräuterwichtelin nahm die Verlassene in ihre mütterlichen Arme. »Mein Kind«, sprach sie beruhigend auf die junge Frau ein, »lass ihn zischen und such dir nen Frischen!«

Die Angesprochene nickte diese Bemerkung ab und schluchzte noch einmal aus der Tiefe ihrer Seele: »Ja, das werde ich machen. Der soll wichteln, wo der Pfeffer wächst! Seine letzten Worte, die er an mich gerichtet hat waren es, die mich zutiefst verletzt haben.«

Mitfühlend rückte die Gemeinschaft näher heran und wollte wissen, was er denn gesagt habe.
So schnupfte sich die verlassene Wichtelin das Näschen, sah aus verweinten Augen in die Runde und sagte:
»Er teilte mir tatsächlich mit: nimm es nicht persönlich «



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